Awe-inspiring moments mit Interaktion

Awe-inspiring moments mit Interaktion

Vor einer Weile bekamen wir im Büro Business English Lessons und unser Trainer Joe war so ein ausgeglichener positiver Mensch. Jede Stunde begann er mit der Frage: What was your most awe-inspiring moment of the last week? Er wollte uns dazu inspirieren, mehr miteinander und mit anderen Menschen in Interaktion zu treten, anstatt nur mit Scheuklappen durch die Welt zu laufen.

Keine Lust auf Interaktion

Mich hat diese Frage immer etwas traurig gestimmt. Denn Interaktion funktioniert eben nur, wenn jemand mit macht. Und je mehr du erst einmal darauf achtest, desto schneller fällt dir auf, dass keiner in der heutigen Gesellschaft mehr interagieren will. Dabei macht ein nettes Wort nicht viel Mühe und stimmt den anderen direkt fröhlich. Stell dir einmal vor, wie es wäre, wenn du im Supermarkt oder in der Apotheke statt mürrisch und gehetzt deine Einkäufe einzupacken und von der Verkäuferin dabei keines Blickes gewürdigt zu werden, einfach einmal sagen würdest: Vielen Dank, das ist sehr nett von Ihnen! Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag. Das klingt blöd, ne? Aber warum eigentlich? Warum ist es so ungemütlich, etwas Nettes zu sagen? Ich sage dir, die Verkäuferin fände es erst einmal auch seltsam. Denn Freundlichkeit ist leider Mangelware. Man erschrickt sich quasi, wenn man sie erfährt. Huch, die ist nett, was will sie?

Probier es aus!

Viele Menschen reagieren auf Freundlichkeit mit Misstrauen oder Argwohn. Als ob eine nette Geste direkt eine Gegenleistung verlangt. Woher kommt dieses Misstrauen?  Versteckt sich hinter jedem netten Gegenüber ein Schlawiner, der nur an meine Geldbörse will? Nein, selbstlos nette Menschen gibt es einfach nur zu selten. Dabei sollte das doch normal sein. In meinem Verständnis ist man einfach nett zu seinen Mitmenschen. Warum? Weil es mir nicht weh tut, ich mich damit besser fühle und ich vielleicht sogar jemand anderen einen guten Moment schenken kann.

be nice
Zusammen ist man weniger allein

Ich würde mir wünschen, das wäre öfter eine Selbstverständlichkeit: Einem älteren Mitmenschen oder einer schwangeren Frau den Platz anbieten. Die eigene Tasche unaufgefordert vom Nebenplatz herunternehmen. Im Supermarkt Leute mit weniger Einkäufen vorlassen. Jemanden ansprechen, der verunsichert oder hilfsbedürftig aussieht. Oder der ganz banal ein nettes Wort gebrauchen könnte. Was ist daran denn so schlimm? Sind es die Ängste, dass du abgewiesen wirst? Das kann schon passieren, aber deshalb kannst du es doch trotzdem versuchen. Selbst, wenn zweimal gemeckert und einmal nett reagiert wird, ist das doch schon ein Gewinn. Denn dann fühlst du dich genau einmal mehr gut.

Sinnloser Egoismus

So viele Menschen gehen verbittert durch die Welt und verfolgen nur ihre eigenen Bedürfnisse. Dabei müssen wir ja alle mit dem gleichen Zeitdruck, denselben hohen Anforderungen, den gleichen dauerhaften Bahnverspätungen und teuren Lebensmitteln kämpfen. Würde es da nicht helfen, wenigstens miteinander rücksichtsvoll und achtsam umzugehen? Was hast du davon, für zwei Stationen auf deinen Sitzplatz zu bestehen? Was gewinnst du wirklich, wenn du fünf Minuten eher an deinem Ziel bist? Wo ist der Sinn, sich um banale Dinge zu streiten, statt einfach einmal nachzugeben und nett zu sein?

Es gibt sie doch!

Letzte Woche bin ich in den Bus gestiegen und habe an der Tür in Ölreste gefasst, die sich an dem Türrahmen gesammelt haben. Ich war vollgepackt, habe mich mit meinem ganzen Krempel auf einen freien Platz gesetzt und es mit der dreckigen Hand und den ganzen Taschen nicht geschafft, ein Taschentuch aus der Handtasche zu pulen. Da hat mir der Mann gegenüber sein letztes Taschentuch angeboten. Eine kleine Geste, die mir enorm geholfen hat. Er meinte nur: Wenn ich mit so etwas Kleinem helfen kann, helfe ich gern!

Das war mein awe-inspiring moment der Woche.

6 Comments

  1. Analena

    Oh ja! Gerade hier in Deutschland fällt es Menschen meiner Meinung nach super schwer, über den eigenen Schatten zu springen, mal ohne Grund freundlich zu sein oder etwas für andere zu tun, ohne eine Gegenleistung bzw. einen Mehrwert für sich selbst zu erwarten.
    Ich finde es reicht schon, wenn man einfach mal bewusst mit einem Lächeln statt mit einem grimmigen, gestressten oder genervten Gesichtsausdruck durch die Straßen läuft.

  2. Mareike

    So so true! Jeden Tag ein bisschen Freundlichkeit ist meine Devise denn schließlich leben wir alle zusammen in der gleichen Nachbarschaft, Stadt, Dorf a.ö. manchmal gelingt es besser, mal weniger but always try your best! Toller und sehr wahrer Artikel my dear Friend ❤

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