Träume sind gar keine Schäume

Träume sind gar keine Schäume

Vor einer Weile traf ich mich mit einer alten Bekannten aus Schulzeiten. Tina und ich hatten uns schon einige Jahre nicht gesehen und zufällig über die sozialen Medien wieder „getroffen“. Wir saßen also zusammen in einer Bar und erzählten uns, was aus uns geworden ist.

Mir geht es gut, das sollte doch reichen!

Tina hat es ganz gut getroffen: Sie arbeitet bei einer großen Versicherung, verdient nicht schlecht und wohnt in einer schicken Wohnung in Oberkassel. Trotzdem erzählte sie nicht so euphorisch davon, wie du es erwarten würdest. Sie redete eher in einem müden Ton. So als sei sie es leid. Nach dem zweiten Cocktail traute ich mich, sie zu fragen, ob sie angekommen sei in ihrem Leben. Da sah sie mich traurig an und sagte: Mir geht es gut, ich kann mich nicht beklagen. Das sollte doch reichen.

Sollte es das wirklich?

In der heutigen Welt musst du ja froh sein, wenn du überhaupt irgendwo unterkommst. Eine gute Ausbildung ist schon lange kein Garant mehr für einen sicheren Job. Geschweige denn für einen Job, den du auch willst. Es ist so verdammt schwer, sich auf dem Arbeitsmarkt zu behaupten, dass du dich glücklich schätzen musst, einen Job zu bekommen. Einer, der auch noch gut bezahlt wird, ist da ein 6er im Lotto.

Die Arbeitgeber verlangen die Eier legende Wollmilchsau: Am besten hast du exakt den gleichen Job schon mindestens 10 Jahre gemacht, warst 3 Jahre im Ausland (in verschiedenen Ländern natürlich) und bist nicht gebährfähig. Raum für Entwicklung bleibt da nicht. Selbst die bestausgebildetsten Leute mit Erfahrung und im richtigen Alter finden nichts, das auch nur annähernd ihrem Level entspricht. Also sind sie gezwungen, zu Alternativen zu greifen. Und so sitzt du jahrelang vor deinem Alternativen-Schreibtisch und bist froh, überhaupt untergekommen zu sein. Traurig ist das!

Ein pochendes Verlangen nach mehr

Eine Weile geht das mit der Alternative auch gut. Doch irgendwann fällt dir ein, dass du ja eigentlich etwas anderes tun wolltest. Der Job muss dich noch nicht einmal unbedingt anöden, er kann sogar Spaß machen. Aber es fehlt halt immer etwas. Und dieses Gefühl wird immer stärker, bis es irgendwann so stark in der Brust pocht, dass du es nicht mehr ignorieren kannst. Ich habe das schon oft beobachtet. Bei Tina ist es noch nicht so vehement, aber es pocht schon. Sie kann sich nicht mehr an ihrem Lebensstandard erfreuen, weil ihr etwas fehlt, dass sie mit Geld nicht bezahlen kann.

Nur das, was du eigentlich willst, wird dich glücklich machen

Natürlich habe auch ich mich schon gefragt, welche Richtung ich einschlagen soll. Ob ich bleiben soll, wo ich bin, ob ich in die Industrie oder eher in die Dienstleisterschiene gehen sollte. Bis mein Freund mir mal ganz lapidar entgegen warf: Du musst dir überlegen, was du eigentlich tun willst und was irgendwann einmal dein Ziel war. Nur das wird dich glücklich machen!

Träume
Was ist mit den Träumen von damals passiert?

Ich merkte, dass ich meine Träume schon so weit zurück gedrängt hatte, dass ich mich kaum noch an sie erinnerte. Also blätterte ich Seite für Seite meines Werdegangs zurück, bis ich bei mir als zehnjährige Göre herauskam, die stolz ihr erstes Gedicht vortrug und von da an wusste, dass sie ein Buch schreiben wollte. Irgendwann einmal. Warum hatte ich das vergessen?

Ängste verdrängen Träume oft

Ich weiß schon warum. Es ist nicht lukrativ genug. Davon kann ich nicht leben. Beziehungsweise wird es ewig dauern, bis es ganz vielleicht zum Leben ausreicht. Mit viel Glück. Irgendwann einmal. Wenn überhaupt irgendjemand meine Texte lesen will. Mein Traum ist mit zu vielen Fragezeichen gespickt. Aber genau deshalb ist es auch ein Traum, oder? Träume sind immer schwer zu erreichen. Aber wenn du es nicht versuchst, weißt du auch nie, ob du es geschafft hättest.

Aber am Ende reicht es nicht

Ich bin gut in meinem Job, bekomme Anerkennung und kann prima davon leben. Ich werde gefordert und entwickle mich weiter. Ich habe Verantwortung und Entscheidungsgewalt. Und noch dazu macht es mir auch noch Spaß. Aber ein Buch schreibe ich da nun mal nicht. Und da frage ich mich: Sitze ich in fünf Jahren auch gelangweilt in einer Bar und sage Sachen wie: Das sollte doch reichen?

So möchte ich nicht über mein Leben denken. Ich will vor Aufregung und Freude übersprudeln und jeden Tag glücklich und dankbar sein können. Ich will irgendwann sterben und wissen, das Leben gelebt zu haben, das ich immer wollte.

Du hast nur ein Leben, um deinen Traum zu leben.

Worauf also warten? Je früher du es versuchst, umso mehr Zeit hast du mit deinem Traum. Deshalb schreibe ich jetzt fleißig Blogtexte, habe mich für ein Fernstudium im Prosaschreiben eingeschrieben und schaue, was passiert. Und selbst, wenn ich scheitere, glaube ich nicht, dass ich es bereuen würde. Denn dann könnte ich wenigstens sagen: Ich habe es versucht.

Habe ich eigentlich schon von meinem anderen Traum erzählt? Ein Haus in Frankreich am Meer. Mit Privatstrand. Oh ja. Der kommt nach dem Buch an die Reihe 🙂

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