Heute Morgen bin ich nicht durch einen schrillen Wecker geweckt worden. Auch nicht durch ein penetrantes Piepen. Heute Morgen wurde ich wunderschön geweckt, ganz sanft und zärtlich. Ein starker Arm legte sich um mich und warmer Atem drang an meinen Nacken. Noch bevor ich die Augen öffnete, hatte ich ein Lächeln auf den Lippen.
Ich gehöre zu der Sorte Frau, die viel Körperkontakt braucht. Ich weiß, dass gerade die Herren der Schöpfung sich schnell bei zu viel Nähe bedrängt fühlen. Es wird alles zu eng und zu viel. Bei meinem Freund ist es zum Glück anders. Ihn stört Nähe nicht. Das ist für mich ideal.
Die Gemütlichkeitswolke
Trotzdem fehlt uns im stressigen Alltag oft die Zeit oder die Kraft. Wir hocken abends erschöpft auf der Couch und sind zu ermattet, um den Arm zu heben. Oder das Bein. Dabei spendet gerade eine kräftige Kuscheleinheit extrem viel Energie. Wenn ich in den Armen meines Partners liege und er mir sanft über den Rücken streichelt, fühle ich mich geliebt und geborgen. Ich schmiege mich an ihn, halte ihn ganz fest und genieße seine Nähe und Wärme. Wenn ich könnte, würde ich dabei vermutlich schnurren, so schön ist es. Wir können ewig nur so daliegen, ohne ein Wort zu sagen. Das Gefühl hüllt uns ein wie eine wohltuende Wolke. Ich bin eingekuschelt in einer Gemütlichkeitswolke, in die ich immer weiter hineinkriechen will, bis die Welt da draußen mich nicht mehr sieht. Alle Sorgen, Probleme oder Verpflichtungen haben plötzlich keine Bedeutung mehr. Denn es ist jemand da, der mich auffängt, egal was kommt. Ich brauche mir keine Sorgen mehr zu machen.
Um bei dem Stress im Alltag nicht diesen besonderen Moment des Kuschelns zu verlieren, haben wir die Kuschelhalbestunde eingeführt. Wir stellen jeden Morgen den Wecker eine halbe Stunde früher und kuscheln in den Tag. Manchmal schlafen wir auch weiter, aber eben ineinander gewickelt. Das ist ein echter Power-Booster! Ich beginne den Tag dankbar und glücklich.
Kuscheln ohne Ziepen
Obwohl man sich ja in jeder erdenklichen Position nah sein kann, gibt es doch Stellungen, die alles andere als bequem sind. Da schläft der Arm ein oder man bekommt Rücken oder es zieht irgendwo. Und dann kann man auch nicht mehr genießen. Was sehr schade ist! Kuscheln ist doch viel zu schön, um es durch ein blödes Ziepen zu verpassen. Ich habe da mittlerweile schon meine Lieblingskuschelpositionen entwickelt.
Auf der Couch kuschele ich mich zum Beispiel gern in die gemütliche Ecke unter seinem Arm (diese Ecke kennst du vielleicht aus Sex and the City). Ich lege meinen Arm auf seinen Oberkörper und spüre so seinen Herzschlag. Mein Gesicht ist seinem Hals ganz nah und ich atme seinen Duft tief ein, was sofort ein Gefühl von Heimat in mir auslöst.
Aber ich mag auch die klassische Umarmung im Stehen. Die ist ein wunderschöner Trost- und Kraftspender. Und ich liebe es, ihm dabei durchs Haar zu fahren.
Guter Konfliktradar
Für mich ist Körperkontakt auch ein guter Radar für Konflikte. Wenn irgendwas nicht stimmt oder Spannung in der Luft liegt, merke ich das sofort. Denn dann ist das Kuscheln nicht mehr ehrlich. Das ist, als kuschele man mit einer Wand. Kalt und hart. Da ist keine Gefühlswolke mehr zu spüren. Die Hand rubbelt halbherzig über den Rücken oder kneift kurz in den Arm. Im schlimmsten Fall gibt es überhaupt keinen Körperkontakt mehr. Das ist dann definitiv ein deutliches Signal dafür, dass man sich mal unterhalten muss. Man sagt ja auch immer: Man merkt, dass die Beziehung einen Knacks hat, wenn man keinen Sex mehr hat. Für mich fängt das schon beim Kuscheln an.
Kuscheln nicht nur für Verliebte
Kuscheln ist aber nicht nur etwas für Verliebte. Ich kann mir meine Portion Nähe auch prima bei meinem Bruder, einer lieben Freundin oder meinen Eltern abholen. Natürlich spielt sich das auf einer anderen Ebene ab. Tut aber trotzdem sehr gut! Denn ein lieb gemeinter Drücker zeigt Zuneigung und die kann man immer gut gebrauchen. Nehme ich meine Mutti in den Arm, will ich ihr zeigen, dass ich sie lieb habe und sie immer einen Platz in meinem Herzen hat.
Eine Umarmung fungiert auch als Sprachrohr. In eine Umarmung kann ich viel hineinlegen, das sich manchmal nicht so leicht sagen lässt – eine Entschuldigung, eine Aufmunterung, Zuversicht oder Mitgefühl. Es ist nicht immer leicht, die richtigen Worte zu finden. Angst oder Hilflosigkeit klebt mir manchmal den Mund zu. Aber eine aufrichtige Umarmung bedarf keiner Worte mehr. Sie sagt still und trotzdem eindringlich: Ich bin da für dich.
Doch nicht nur das. Wenn ich meinen Bruder fest umarme, fragt er manchmal: Klaust du mir wieder Energie? Jaaa! So eine Umarmung spendet nämlich tatsächlich Energie, Kraft und setzt positive Gefühle frei. Mit einem ordentlichen Drücker gebe ich nicht nur Zuneigung und Mitgefühl sondern auch Stärke und Mut. Es fällt mir leichter, mich nach einer kräftigen Umarmung aus meinem Null-Bock-Loch heraus zu kämpfen oder lang aufgeschobene Aufgaben endlich anzugeben.
Gerade jetzt in der kalten Jahreszeit ist Kuscheln für mich eine der absoluten Lieblingsbeschäftigungen und Power-Booster überhaupt! Warm hält sie nämlich ganz nebenbei auch noch.