Wenn der Abend zu lang war und die Nacht zu kurz, tut es gut, einfach einmal nichts zu tun. Einen Tag vertrödeln. Solange es nur bei einem Tag bleibt und nicht zur Gewohnheit wird…
Sonntagmorgen. Er macht die Augen langsam auf, fühlt sich benommen. Muss pinkeln, aber hat keinen Bock aufzustehen. Im Schlafzimmer ist es dunkel, doch der helle Spalt unterm Vorrang verrät, dass es draußen schon Tag ist. Er greift nach dem Wecker auf dem Nachtschränkchen. 12:17. Ist spät geworden gestern in der Kneipe. Was soll’s?! Heut steht eh nichts an.
Guten Morgen!
Er legt die Hand auf die Augen und brummt. Kein Bock aufzustehen. Der Pinkeldrang ist stärker. Er schlürft zum Klo. Danach haut er sich eine Ladung Wasser ins Gesicht. Zum Wachwerden. In den Spiegel schaut er in weiser Voraussicht nicht. Er weiß schon, was ihn dort erwartet.
Zurück im Schlafzimmer zieht er die Vorhänge auf und kneift die Augen zusammen. Zu hell. Nach einer Weile macht er das Fenster auf. Erstmal Luft reinlassen.
Nichts zu futtern
Er geht in die Küche und sichtet die Futterlage. Nicht viel da. Warum denkt er auch nie schon am Samstag daran, dass er Sonntag was zu essen braucht? Er schmeißt zwei Toasts in den Toaster und setzt Kaffee auf. Gibt’s halt Toast und Kaffee zum Frühstück.
Mit Kaffee und Toast in der Hand geht er auf den Balkon und zündet sich eine Kippe an. Er atmet tief aus und reibt sich die Augen. Der Kopf dröhnt noch ganz schön. Er überlegt, was er heut noch machen soll. Besser nicht zu viel. Wetter ist so medium. Er könnte mal wieder seine Mutter besuchen. Die würde sich freuen. Er könnt’s aber auch lassen.
Kein Bock auf gar nichts
Zurück im Zimmer sieht er einen Berg dreckiger Wäsche. Vielleicht sollte er mal Wäsche waschen. Er zählt die sauberen Unterhosen im Schrank. Damit kommt er noch ein paar Tage aus. Er lässt sich zurück ins Bett fallen und greift nach seinem Handy. Erstmal WhatsApp und Facebook checken. Eine Weile beschäftigt ihn das. Auf Facebook kann er wunderbar die Zeit totschlagen. Auf WhatsApp theoretisch auch, aber er hat keinen Bock auf Kommunikation. Die sollen ihn alle mal in Ruhe lassen!
Ihm fällt ein, dass er noch einen Text für Montag lesen muss. Müsste. Hat er auch keinen Bock drauf. Morgen früh in der Bahn ist auch noch Zeit. Es gibt eine Millionen Dinge, die er machen könnte. Aber das Problem ist, er will grad echt nicht.
Einfach mal wegbeamen
Also macht er sich eine Folge Game of Thrones an und beamt sich weg. Nach 4 Folgen werden die Augen schwer. Ach komm, ne Runde ratzen. War ja auch spät gestern. Als er wach wird, ist es draußen schon dunkel. Süße Monotonie! Er schaut auf die Uhr: 20:37. Sein Magen knurrt. Er bestellt sich eine Pizza beim Pizzaboten seines Vertrauens.
Ein Tag, der keiner war
Während er wartet, geht er wieder eine rauchen. Er lässt den Blick über die beleuchtete Stadt schweifen. Sieht schön aus. Da unten tobt das Leben. Hier oben ist Ruhe. Er hat das Gefühl, gar nicht richtig wach gewesen zu sein. Ein Tag, der gar keiner war. Und schon ist das Wochenende wieder vorbei. Durch die fette Wolke in seinem Kopf ziehen sich leise Selbstvorwürfe: Du faule Sau! Kriegst mal wieder nichts geschissen. Wann kümmerst du dich mal? Nur rumhängen geht doch nicht! Komm aus’m Arsch! Worte, die er so oder so ähnlich schon oft gehört hat. Fick dich!, ruft er der Stimme in seinem Kopf entgegen.
Chillen muss auch mal drin sein
Es klingelt an der Tür, das muss die Pizza sein. Er nimmt sich ein Bier aus dem Kühlschrank, bezahlt den Pizzaboten und geht zurück ins Bett. Ein bisschen was vom Tatort kriegt er noch mit. Zum Glück kann man da immer gut einsteigen, ohne groß was verpasst zu haben. Er verschlingt voller Genuss seine Pizza und denkt sich bei einem großen Schluck Bier, dass das Leben so schlecht auch wieder nicht ist. Ein Tag Chillen muss auch mal drin sein.
Kurz vor Mitternacht schläft er ein, ohne den Wecker gestellt zu haben. Aber das wird er erst am nächsten Tag feststellen.